Schmerzen in den Gelenken von Fingern und Zehen, eine sich immer mehr verschlimmernde Steifigkeit vor allem am Morgen und Schwellungen – das sind typische Anzeichen einer rheumatoiden Arthritis. Von dieser häufigsten entzündlichen Gelenkerkrankung sind deutlich mehr Frauen als Männer betroffen. Forscher haben jetzt festgestellt, dass die Wechseljahre das Entstehen dieser Krankheit begünstigen.
Authorin: Annette Willaredt
Die rheumatoide Arthritis ist eine meist schmerzhafte Erkrankung, die sich bei vielen Betroffenen mit der Zeit verschlimmert. Sie beginnt üblicherweise mit Schmerzen in den Finger- und Zehengelenken, die oft zuerst in der Nacht auftreten. Die Gelenke schwellen leicht an und sind dann am Morgen nicht gut beweglich. Man nennt das Morgensteifigkeit. Grund für diese Beschwerden sind entzündliche Prozesse in den Gelenken. Man weiss heute, dass dabei das Immunsystem eine grosse Rolle spielt. Unsere Körperabwehr soll eigentlich fremde Stoffe wie beispielsweise Viren oder Bakterien bekämpfen, die uns krank machen können. Doch bei einigen Erkrankungen reagiert das Immunsystem falsch und greift plötzlich eigenes Gewebe an. Man nennt sie deshalb Autoimmunerkrankungen.
Bei einer rheumatoiden Arthritis greift das Immunsystem zuerst die Gelenke an. Dazu muss man wissen: Die menschlichen Gelenke sind die Stellen, an denen zwei Knochen aufeinandertreffen. Damit reibungslose Bewegungen möglich sind, sind die Gelenkenden mit einer Knorpelschicht überzogen. Nach aussen schliesst die sogenannte Gelenkkapsel das ganze Gelenk luftdicht ab. Diese ist innen mit der Gelenkinnenhaut ausgekleidet. Bei der rheumatoiden Arthritis entzündet sich durch die Fehlsteuerung des Immunsystems die Gelenkinnenhaut. Die Entzündung greift in der Folge oft auf das Knorpelgewebe, die Sehnenscheiden und die Schleimbeutel über. Sogar der Knochen wird nicht selten angegriffen. Im schlimmsten Fall wird das Gelenk komplett zerstört.
Die Erkrankung beschränkt sich leider auch nicht immer nur auf den Bewegungsapparat. Neben Schmerzen und Schwellungen in den Gelenken leiden Betroffene nicht selten unter weiteren Beschwerden wie z.B. Müdigkeit, Leistungsschwäche, Nachtschweiss, Fieber, Schlafstörungen und Gewichtsverlust. Bei sehr ausgeprägtem Krankheitsverlauf können die entzündlichen Prozesse auch Organe wie Lunge, Blutgefässe, Herz, Augen oder Nerven angreifen.
Die beiden letzten Punkte veranlassten Wissenschaftler in Schweden und den USA zu untersuchen, ob die Wechseljahre eventuell einen Einfluss auf die Entwicklung einer rheumatoiden Arthritis haben. Und tatsächlich, die hormonelle Umstellung in dieser Lebensphase begünstigt diese Erkrankungen. Die Forscher untersuchten für ihre Studie 120'700 Frauen zwischen 30 und 55 Jahren sowie 116'430 Frauen zwischen 25 und 42 Jahren.
Wichtig dabei waren die Blutwerte. Bei manchen Patientinnen wiesen bestimmte Rheumafaktoren und Antikörper im Blut auf eine rheumatoide Arthritis hin. Man nennt diese dann seropositiv. Es gibt aber auch sogenannte seronegative Patienten, bei denen sich im Blut nichts dergleichen finden lässt und die dennoch typische Gelenkveränderungen aufweisen.
Das Ergebnis der Studie war, dass Frauen nach der Menopause (letzte Regelblutung) ein zweifach erhöhtes Risiko für eine seronegative rheumatoide Arthritis haben. Für eine seropositive rheumatoide Arthritis ist es hingegen nicht erhöht.
Wichtig für Frauen, die Gelenkschmerzen entwickeln: Sie sollten möglichst schnell zum Arzt gehen und sich untersuchen lassen. Eine frühe Diagnose und damit auch ein schneller Beginn der Behandlung ist ganz entscheidend, weil sich nur dann dauerhafte Schäden verhindern lassen. Optimal ist, wenn die richtige Therapie spätestens drei Monate nach dem Auftreten der ersten Krankheitszeichen beginnt. Um die Diagnose zu stellen, erfragt der Arzt die genauen Beschwerden.
Als typisch für das Anfangsstadium gelten leichte Gelenkschwellungen in mehr als zwei Gelenken, die sechs Wochen oder mehr anhalten und eine Morgensteifigkeit von 60 Minuten oder länger. Ebenfalls ein deutliches Indiz: Es sind immer beide Körperhälften symmetrisch betroffen.
Der Arzt wird eine Blutuntersuchung veranlassen und die betroffenen Gelenke per Ultraschall und wenn nötig auch per MRT untersuchen.
Therapiert wird die rheumatoide Arthritis je nach Schwere und Symptomen. Eingesetzt werden entzündungshemmende Glukokortikoide und bestimmte Basismedikamente, die gegen die Überaktivität des Immunsystems wirken. In dieser Gruppe neu sind sogenannten Biologika, also biotechnologisch hergestellte Eiweisssubstanzen, die ebenfalls die Entzündungen im Körper unterdrücken.
In der Naturheilkunde setzt man Extrakte aus der Teufelskrallenwurzel ein. Bei akuten Beschwerden hat sich auch Arnika-Gel bewährt.
Neben Medikamenten gibt es noch weitere Ansätze zur Behandlung der Erkrankung und zur Linderung der Beschwerden. Bei einer rheumatoiden Arthritis lohnt es sich, auszuprobieren, ob eine vegetarische Ernährung, die vorwiegend basisch ist, helfen kann. Das heisst, dass vor allem Gemüse und Obst auf den Tisch kommen; Weissmehl- und Milchprodukte sowie Süßigkeiten aller Art sollten nur ausnahmsweise gegessen werden. Viele Patientinnen können alleine damit ihre Beschwerden deutlich spürbar lindern. Ausserdem sehr ratsam ist regelmässige Bewegung. Sinnvoll sind gelenkschonende Sportarten wie Wandern, Schwimmen oder Radfahren. Regelmässige Physiotherapie trägt ebenfalls dazu bei, dass die Gelenke nicht steif werden.
Nötig sein kann auch eine psychologische Therapie, die den Patientinnen hilft, mit ihren Schmerzen und den durch die Erkrankung entstanden Ängsten und depressiven Verstimmungen besser umzugehen.
Zuletzt aktualisiert: 06-10-2022