Der Gornergrat östlich von Zermatt (Kanton Wallis) bietet einen der schönsten und spektakulärsten Ausblicke auf das Matterhorn. Im Winter sorgt ein Mann dafür, dass die Bahngleise eisfrei bleiben: Michael Radtke, der Weichenputzer. A.Vogel hat ihn auf 3'135 Metern über Meer getroffen.
Wer mit dem Glacier Express eine Panoramafahrt durch die Schweizer Alpen macht, auf den wartet in Zermatt ein weiteres Highlight: der Gornergrat. Von dort geniesst man nicht nur den Blick auf 29 Viertausender, darunter natürlich das imposante Matterhorn, sondern kann auch die höchstgelegene Schlittelpiste der Schweiz, von Rotenboden (2815 m. ü. M.) nach Riffelalp (2582 m ü. M.), befahren.
Erkältung – nein, danke! Sagt Michael Radtke, der Weichenputzer vom Gornergrat.
Bild: Thomas Andenmatten
Am besten gelangt man mit der Gornergrat Bahn auf den 3089 Meter hohen Gipfel. Die 9.3 Kilometer lange Strecke führt über tiefe Schluchten und durch Arvenwälder, das Matterhorn immer im Blick. Damit die Bahn auch im Winter fahren kann, müssen die höchsten im Freien gelegenen Weichen in Europa ständig von Schnee und Eis befreit werden.
Diesen anspruchsvollen Posten hat seit 2008 Michael Radtke inne. Mit Schaufel, Besen und Spitzhacke bewaffnet, hält er bei Temperaturen von durchschnittlich um die Minus 15 Grad die Weichen schnee- und eisfrei. Grund genug für uns zu fragen, wie er sich bei dieser Tätigkeit fit hält
Michael Radtke (MR): Bei schönem Wetter kann man das sicher behaupten, aber bei Wind und Schneefall ist es doch ziemlich anstrengend. Die fantastische Aussicht und die frische Luft entschädigen natürlich für die Mühen.
A.Vogel (AV): Wir haben gehört, dass Sie aus dem etwas niedriger gelegenen Erzgebirge stammen. Wie hat es Sie an den Gornergrat im Wallis verschlagen?
MR: Ich fand durch den Bekanntenkreis Arbeit in Zermatt und hatte später die grosse Chance bei der GGB (Gornergrat Bahn, d. Red.) eine Anstellung zu bekommen.
AV: Worin besteht Ihre Arbeit genau?
MR: Ich halte im Winter die Weichen auf dem Gornergrat von Eis und Schnee frei damit der Zugbetrieb gewährleistet ist. Das ist ganz schön schweisstreibend im Winter. Frühmorgens weiss man nie genau, was einen erwartet. Hat es über Nacht viel Neuschnee gegeben, ist erst einmal eine Runde Schaufeln angesagt.
AV: Wie weit oben arbeiten Sie denn?
MR: Mein Arbeitsplatz befindet sich ca. 50 Meter unterhalb der Station Gornergrat auf rund 3000 Metern.
MR: Da hilft nur gute Thermounterwäsche, Handschuhe natürlich und eine Sonnenbrille gegen die Schneereflektion. Bei schlechter Witterung kommen dann noch Sturmhaube und Skibrille hinzu. Glücklicherweise habe ich im Wärterhaus die Möglichkeit, mich zwischendurch etwas aufzuwärmen.
MR: Ab und zu hat man natürlich mal Schnupfen oder Husten oder man fühlt sich nicht gut, aber durch die ständige Arbeit im Freien bin ich eigentlich ganz gut abgehärtet.
MR: Ich trinke jeden Morgen einen frisch gepressten Zitronensaft mit Ingwer. Und zur Vorbeugung nehme ich und meine Familie im Herbst auch Echinacea zur Stärkung des Abwehrsystems. Und wie schon erwähnt, tut mir die täglich frische Bergluft gut. Gesundheit ist das Wichtigste überhaupt!
AV: Was tun Sie eigentlich im Sommer?
MR: Ich bin verantwortlich z.B. für die Instandhaltung der Fahrbahn, Reparaturen in Stationsgebäuden, Mähen der Gleisumgebung, Streckenkontrolle und den Gütertransport.
AV: Was war Ihr schönstes Erlebnis dort oben?
MR: Die erste Fahrt auf den Gornergrat und die imposante Aussicht auf die 29 4000er ringsherum war sehr beeindruckend. Insgesamt bieten die Natur, die Sonne und der Ausblick aufs Matterhorn einen Arbeitsplatz der Sonderklasse.
AV: Haben Sie einen Tipp für Besucher?
MR: Für Skifahrer ist das Gebiet natürlich einmalig! Und für Nichtskifahrer: Im Kulmhotel Gornergrat eine leckere Käseschnitte essen, die Berglandschaft geniessen und danach auf Rotenboden einen Schlitten ausleihen und bis Riffelberg rodeln. Im Sommer kann man sehr schöne Wanderungen unternehmen und dabei Murmeltiere, Gemsen und speziell auf dem Gornergrat Steinböcke beobachten!
AV: Wir danken Ihnen für das Gespräch!
Weitere Informationen: www.gornergrat.ch