Die bisherigen Empfehlungen zur Antibiotika-Anwendung lauteten, diese immer bis zum Schluss einzunehmen. Neue Erkenntnisse aus England geben Aufschluss, wo es wirklich Sinn macht.
Warum sollen wir eine ganze Packung Antibiotika einnehmen, auch wenn es uns besser geht? Eine kurze Gabe von Antibiotika kann aufgrund spontaner Mutationen bei den nicht getöteten Keimen zu Resistenzen führen. Britische Wissenschaftler konnten jedoch keine Belege für einen Nutzen dieser Leitlinie finden. Im Gegenteil: Die Gefahr für Resistenzen werde unnötig erhöht. Denn die Resistenzen entstehen bei den meisten Bakterien nicht durch die Mutationen, sondern durch die lange Einnahme. Dies trifft v.a. für häufige, aber harmlose Alltagskeime auf Haut und Schleimhäuten wie Escherichia coli und Staphylococcus aureus zu. Eine Rachenentzündung mit Streptokokken heilt demnach genauso gut, wenn man ein Antibiotikum nur drei bis sechs statt zehn Tage einnimmt.
Betroffene sollten darum stets mit ihrem Arzt absprechen, ob die Antibiotika früher abgesetzt werden können, sobald sie sich besser fühlen.
Es gibt jedoch Keime, bei denen die Antibiotika unbedingt bis zum Schluss genommen werden müssen: Das betrifft u.a. Tuberkulose, Malaria und Typhus.
Auch der Zeitpunkt der Antibiotika-Gabe ist entscheidend, wie ein weiteres Forscherteam zeigen konnte. Wer bei unkomplizierten Infektionen der unteren Atemwege sofort Antibiotika bekam, musste sich gegenüber einer verzögerten Antibiotika-Gabe häufiger erneut in medizinische Behandlung begeben.