Es zieht im Kreuz oder der Bauch krampft? Für viele Frauen ist das ein klares Zeichen dafür, dass die nächste Menstruation bevorsteht. Aber was ist, wenn diese Beschwerden in den Wechseljahren auftreten, ohne dass es zu einer Blutung kommt? Hier die möglichen Ursachen und in welchen Fällen ein Arztbesuch ratsam ist.
Autorin: Annette Willaredt, 04/20
Manche Frauen haben Glück. Sie haben während der Menstruation keine Beschwerden. Doch viele spüren die Regelblutung deutlich. Manchmal ist es nur ein Ziehen im unteren Rücken. Andere haben heftige, krampfartige Bauchschmerzen. Dysmenorrhoe nennen Mediziner das. Regelschmerzen entstehen, wenn sich die Muskulatur der Gebärmutter zusammenzieht. Sie tut das, um die im Laufe des Zyklus neu aufgebaute Schleimhaut wieder abzustossen. Ausgeprägte Schmerzen haben meist Frauen mit einer starken Periode. Auch Raucherinnen sind davon häufiger betroffen. Aber was ist los, wenn auf die Beschwerden keine Blutung folgt?
Schmerzen im Unterleib, die sich wie Regelbeschwerden anfühlen, können in den Wechseljahren von einer Gebärmuttersenkung ausgehen. Lange wurde dafür ein schwaches Bindegewebe verantwortlich gemacht. Das ist aber nur von untergeordneter Bedeutung. Häufig betroffen davon sind Frauen, die ein schweres oder auch mehrere Kinder zur Welt gebracht haben. Auch Frauen, die häufig Lasten heben, übergewichtig sind oder Dauerhusten haben, können mit den Jahren eine solche Senkung entwickeln. Neben den Schmerzen kann es dadurch auch zu einem unfreiwilligen Abgang von Urin kommen oder die Frau kann auf der Toilette die Blase nicht vollständig entleeren. Operiert werden muss bei einer Gebärmuttersenkung meist nicht. Die Frauenärztin kann ein Pessar einsetzen, das die Gebärmutter stützt. Es muss alle sechs bis acht Wochen gewechselt werden. Auch gezieltes Beckenbodentraining kann helfen. Physiotherapeuten geben die Anleitung dazu. Beckenbodentraining ist übrigens eine gute Möglichkeit, einer Gebärmuttersenkung vorzubeugen.
Unterleibsschmerzen können auch von einer Blasenentzündung herrühren. In den Wechseljahren erhöht sich das Risiko für diese Erkrankung, denn durch den sinkenden Östrogenspiegel werden die Schleimhäute nicht nur im Intimbereich, sondern auch in den Harnwegen trockener und dünner. Bakterien können sich leichter festsetzen. Auch der pH-Wert in der Scheide und am Harnausgang verändert sich mit zunehmendem Alter, das erhöht die Anfälligkeit für Infektionen. In der Regel treten bei einer Blasenentzündung auch weitere Symptome wie Brennen beim Wasserlassen und ein häufiger Harndrang auf. Das kann aber zeitversetzt passieren – also zuerst die Schmerzen und ein bis zwei Tage später die restlichen Beschwerden. Wichtig bei einer Blasenentzündung ist es, möglichst viel zu trinken. Zwei bis drei Liter am Tag sollten es unbedingt sein, um die Keime auszuspülen. Unterstützend wirken Tees aus Goldrute, Birke oder Brennnessel, weil sie harntreibend wirken.
Cranberrysaft erschwert es den Bakterien, sich an der Blasenwand festzusetzen. Gut tut ausserdem eine Wärmflasche auf dem Bauch. Lassen die Beschwerden nach zwei bis drei Tagen nicht nach oder tritt Fieber auf, ist ein Arztbesuch ratsam. Die Entzündung kann sonst auf die Nieren übergreifen. Behandelt wird mit Antibiotika.
Krampfartige Beschwerden im Bauch sind oft auch auf Probleme mit der Verdauung zurückzuführen. Das kann eine verstärkte Gasbildung durch Lebensmittel wie Kohl sein, die dann Blähungen verursacht. Aber auch das sogenannte Reizdarm-Syndrom ist in vielen Fällen verantwortlich. Hier treten zusätzlich oft Durchfall oder Verstopfung auf. Eine Untersuchung beim Arzt bringt Klarheit.
Entzündet sich der Wurmfortsatz am Blinddarm, treten Schmerzen zwar vorwiegend im rechten Unterbauch auf. Es gibt aber auch viele Fälle, bei denen es zu einem Ziehen unterhalb des Bauchnabels kommt. Später wandern die Schmerzen dann auf die rechte Seite. Typisch ist, dass sie sich beim Laufen oder beim Anziehen des Beines verstärken. Oft kommen Appetitlosigkeit und Übelkeit dazu. Auch Fieber ist nicht selten. Ratsam ist immer ein Arztbesuch. Häufig wird der Blinddarm operiert, das wird heute meist minimal-invasiv gemacht, also mit einem winzigen Schnitt. Manchmal reicht auch die Einnahme von Antibiotika aus.
Auch verschiedene gynäkologische Erkrankungen können verantwortlich sein. Dazu zählen Myome, das sind gutartige Wucherungen in der Gebärmutter. Neben Schmerzen sind hier auch eine verstärkte oder verlängerte Menstruation sowie Zwischenblutungen möglich. Dazu kann ein verstärkter Harndrang kommen, wenn ein Myom auf die Blase drückt. Sorgen Myome für starke Beschwerden, können sie mit Medikamenten (GnRH-Antagonisten), einer Operation oder mit modernen Verfahren wie der Embolisation behandelt werden. Auch Entzündungen der Eileiter oder der Eierstöcke sowie Zysten an den Eierstöcken rufen in vielen Fällen Beschwerden hervor, die an Regelschmerzen erinnern. Das gilt auch für Polypen in der Gebärmutter. Eine weitere Möglichkeit ist eine Endometriose. Bei dieser Erkrankung befinden sich Teile der Gebärmutterschleimhaut ausserhalb der Gebärmutter. Sie bauen sich im Laufe des Zyklus auf und ab und drücken so eventuell auf andere Gewebestrukturen. Eine Endometriose tritt zwar meist erstmals bei jüngeren Frauen auf. Sie kann sich aber auch erst bemerkbar machen, wenn eine Frau bereits in den Wechseljahren ist, aber noch ihre Regel hat. Behandelt wird mit Medikamenten oder einer Operation. Die gute Nachricht: Wenn am Ende der Wechseljahre die Periode ausbleibt, ist auch Schluss mit den Beschwerden.
Auch Frauen in den Wechseljahren können noch schwanger werden. Selbst wenn die Regel schon ein paar Mal ausgesetzt hat, ist immer noch ein Eisprung möglich. Ziehen im Unterleib tritt in manchen Fällen zu Beginn einer Schwangerschaft auf, ist aber meist unbedenklich. Bei stärkeren Schmerzen kann es sich um eine Eileiterschwangerschaft handeln. Hier muss schnell gehandelt werden, der Eileiter kann platzen. Grundsätzlich gilt bei allen Schmerzen, die sich wie Regelbeschwerden anfühlen, auf die aber keine Blutung folgt: Eine gründliche Untersuchung beim Hausarzt oder Gynäkologen ist immer sinnvoll, um die Ursache abzuklären.