Auch gestandene Powerfrauen erleben in den Wechseljahren nicht selten eine plötzliche psychische Veränderung. Haben sie früher den Alltag gut gelaunt angepackt, sind sie jetzt mutlos und ängstlich. Sie trauen sich nichts mehr zu und scheuen jede neue Herausforderung. In manchen Fällen kommt es sogar zu Panikattacken. Bei einer starken Beeinträchtigung ist es immer nötig, ärztliche Hilfe in Anspruch zu nehmen. Bei leichteren Beschwerden können aber auch einige Heilpflanzen sehr gute Dienste leisten.
Autorin: Annette Willaredt
Sehr bekannt in der Naturheilkunde ist die angstlösende Wirkung von Lavendel. Die Pflanze enthält ätherische Öle, die auf den Reizfilter in unserem Körper wirken. Jeder Mensch wird täglich von zahllosen Reizen überflutet. Müssten wir uns mit allem auseinandersetzen, wären wir hoffnungslos überfordert. Ein natürlicher Reizfilter bewirkt zum Glück, dass wir nur das wahrnehmen, was uns auch wirklich angeht. Funktioniert dieser Filter bedingt durch Stress oder eben auch durch die hormonellen Umstellungen in den Wechseljahren nicht optimal, kommt es zu einer Übererregung der Nerven. Die Folge sind innerliche Unruhe und Ängste.
Das ätherische Öl des Lavendel sorgt dafür, dass die Botenstoffe, mit denen unser Reizfilter arbeitet, wieder ins Gleichgewicht kommen. Die Ängste lassen nach. Die einfachste Möglichkeit, sich die wohltuende Wirkung von Lavendel zunutze zu machen, ist ein Tee.
Anwendung:
2 TL getrocknete Blüten mit 250 ml kochendem Wasser übergiessen, den Tee ca. 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Auch die kondensierten Tropfen am Deckel der Tasse in den Tee schütteln, denn sie sind besonders reich an ätherischen Ölen. Tee abseihen und möglichst ohne Zucker geniessen. Da Lavendeltee auch schlaffördernd wirkt, trinkt man ihn am besten abends.
Eine Alternative bei stärkerer Ängstlichkeit ist Lavendelöl in Kapselform (erhältlich in der Apotheke).
Die gelbe Blume ist vor allem als pflanzliches Mittel gegen leichte und mittelschwere Depressionen bekannt. Doch sie wirkt auch angstlösend. Die Inhaltsstoffe Hypericin und Hyperforin bewirken, dass der Spiegel bestimmter Botenstoffe im Gehirn ansteigt. Das macht sich ausgleichend auf die Psyche bemerkbar.
Anwendung:
Ein Tee aus Johanniskraut ist zu schwach, weil sich die Wirkstoffe nicht so gut mit Wasser aus der Pflanze lösen lassen. Ratsam ist die Anwendung von standardisierten Extrakten aus der Apotheke. Wichtig zu wissen: Nimmt man Johanniskrautextrakte regelmässig ein, wird die Haut lichtempfindlicher. Deshalb an den UV-Schutz denken.
Er ist der Klassiker unter den pflanzlichen Beruhigungsmitteln. Baldrian lindert ausserdem nervöse Erregungszustände. Das kann auch bei verstärkter Ängstlichkeit von Nutzen sein. Verantwortlich für diese Effekte sind ätherische Öle, die in der Wurzel reichlich vorkommen. Sie interagieren mit unseren Nervenzellen, respektive mit den von diesen produzierten Botenstoffen. So entsteht eine entspannende und entkrampfende Wirkung. Allerdings ist diese nicht sofort bei der ersten Verwendung von Baldrian spürbar, sondern erst bei regelmässiger Anwendung über mindestens eine Woche. Das Besondere: Baldrian fördert zwar die Schlafbereitschaft des Körpers, er macht aber nicht schläfrig oder unkonzentriert. Er kann deshalb auch am Tage eingenommen werden.
Anwendung:
250 ml heisses Wasser (ca. 85 Grad Celsius) über 2 TL zerkleinerte Baldrianwurzel giessen. Zehn Minuten zugedeckt ziehen lassen. Bei innerer Unruhe über den Tag verteilt drei Tassen trinken.
Aus Nordamerika stammt diese Pflanze, der in einer englischen Studie (Universitiy of Westminster) eine sehr gute angstlösende Wirkung bescheinigt wurde. Verantwortlich für den positiven Effekt ist die Substanz Scutellarin. Sie hat ausserdem krampflösende Eigenschaften. Konzentrationsprobleme oder Müdigkeit sind auch bei einer Anwendung am Tag nicht zu befürchten. Helmkraut wird als Tee genutzt.
Anwendung:
1 TL Kraut mit 250 ml Wasser überbrühen. Rund 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen. Täglich ein bis zwei Tassen kurmässig über etwa vier Wochen trinken. Dann eine Pause machen.
Flavonoide sind verantwortlich für die beruhigende Wirkung der Passionsblume. Bei innerer Unruhe und Schlafstörungen ist ein Tee richtig.
Anwendung:
1 TL Kraut in 250 ml Wasser rund 5 Minuten leicht köcheln lassen, abseihen. Täglich ein bis zwei Tassen trinken.
Hochdosiert kann die Pflanze bei Angstzuständen und Panikattacken helfen. Hier sollte man sich aber zuerst von einem Arzt beraten lassen.
Auf den Inseln der Südsee haben die Wurzeln dieser Pflanze eine lange Tradition als Rauschmittel. Gekaut sollen sie auch ein sehr guter Angstlöser sein und entspannen. Die angstlösende Wirkung für Extrakte ist belegt. Allerdings gab es in der Vergangenheit Hinweise auf eine leberschädigende Wirkung von Kava-Kava. Extrakte sind deshalb in der Schweiz und der EU nicht mehr erhältlich.
Anwendung:
Es gibt allerdings verschiedene homöopathische Zubereitungen, die ebenfalls gegen Ängste helfen sollen.
Iranische Wissenschaftler haben an Studenten die Wirkung des Küchenkrautes getestet. Die eine Hälfte bekam täglich 500 Milligramm Rosmarin als Nahrungsergänzung, die andere Hälfte erhielt ein Placebo. Nach einem Monat hatte sich in der Rosmarin-Gruppe die Konzentrationsfähigkeit und Gedächtnisleistung gebessert. Ängste und depressive Verstimmungen wurden hingegen gelindert. Rosmarin kann als Gewürz verwendet werden. Es lässt sich daraus auch ein Tee kochen.
Anwendung:
1 TL zerkleinerte Rosmarinnadeln mit 250 ml kochendem Wasser übergiessen, rund 10 Minuten zugedeckt ziehen lassen, abseihen. Höchstens drei Tassen täglich trinken. Herzkranke, Schwangere und Menschen mit hohem Blutdruck sollten aber nicht mit Rosmarin experimentieren, da er die Durchblutung stark anregt.
Zuletzt aktualisiert: 06-10-2022