Unter Venenleiden versteht man sämtliche Erkrankungen des oberflächlichen und tiefen Venensystems. Hierzu zählen Krampfadern, Thrombosen und chronische venöse Stauungen, die zu offenen Beinen führen können.
Knapp unter der Hautoberfläche gelegene, fein verästelte, rot oder bläulich erscheinende Venen nennt man Besenreiser, weil sie in der Form an Besen aus Birkenreisig erinnern. Im Moment wird noch erforscht, was genau sie mit den Krampfadern zu tun haben. Tatsache ist aber, dass Besenreiser keine Lappalie sind. Sie können – vor allem bei Frauen zum Zeitpunkt der Menstruation – massive, brennende Beschwerden auslösen. Wenn diese Schmerzen vorliegen, müssen Besenreiser behandelt werden. Meist werden sie mit feinen Nadeln durch Punktion verödet.
Das schwächste Glied im venösen System ist der so genannte Venentonus, die Spannung der Venenwände. Mangelt es an Bewegung, so fehlt die Unterstützung durch die Muskelpumpe und die Venen verlieren an Spannkraft. Dadurch steigt der Druck des Blutes auf die Venenwände. Kommen noch eine Bindegewebsschwäche oder Fettansammlungen hinzu, haben die Venen keinen äusseren Halt mehr und überdehnen sich. So staut sich immer mehr Blut und der auf den Klappen lastende Druck nimmt zu. Irgendwann geben diese nach und schliessen nicht mehr richtig. Die Konsequenz: Das Venenblut fliesst nicht mehr zum Herzen zurück, sondern versackt in den Beinen. Durch den andauernden Blutstau werden die Gefässe immer durchlässiger, und Flüssigkeit, Eiweisse und Blutpigmente werden in das Gewebe abgepresst. Die Folge sind zunächst abendliche, dann ständige Wasseransammlungen in den Beinen (Ödeme), vor allem in der Knöchelgegend.
Neben den tief in der Muskulatur liegenden Venen gibt es noch das oberflächliche Venennetz, das an Stellen mit wenig Fettgewebe bläulich durch die Haut schimmert. Funktionell gesehen ist dieses oberflächliche System beim Gesunden überflüssig, denn den Rücktransport zum Herzen besorgen zu etwa 90 Prozent die tiefen Venen. In den oberflächlichen Venen muss das Blut passiv (also ohne Hilfe der Muskelpumpe) zurückfliessen, kann aber auch durch Verbindungsvenen in die tiefen Beinvenen abfliessen. Sichtbar werden die überdehnten Gefässe des oberflächlichen Venen-systems in Form von Krampfadern. Gefährlicher und schmerzhafter aber sind (unsichtbare) Krampfadern im tiefen Venensystem, die sich durch Kribbeln und Schweregefühl, krampfartige Schmerzen und Schwellungen bemerkbar machen.
Besteht ein Venenleiden mit seinen Durchblutungsstörungen länger, treten nicht selten Hautstörungen auf: Trockenheit, Rötungen, Juckreiz, braune Pigmentierung, nässende Ekzeme, Verhärtungen im Unterhautgewebe oder sogar Geschwüre. In diesem Stadium müssen sofort die Ursachen abgeklärt und eine Behandlung eingeleitet werden. Wird die empfindliche Haut verletzt – manchmal reicht eine kleine Kratzwunde oder ein Insektenstich – kann dies zu einer nicht heilenden Wunde, dem offenen Bein, führen. Das ist vor allem für ältere Venenpatienten eine Gefahr. Der wichtigste Schlüssel zur Heilung eines offenen Beins sind Kompressionsverbände. Die konsequente Verbandsbehandlung ist ambulant möglich und erstaunlich schnell wirksam – das offene Bein (Ulcus cruris) heilt schon bald ab. Anschliessend müssen täglich Kompressionsstrümpfe getragen werden.
Thrombosen sind Blutgerinnsel, welche die Vene verstopfen und eine Entzündung hervorrufen. Tritt ein Blutgerinnsel in den oberflächlichen Krampfadern auf, führt das zu Hitzegefühlen, Rötungen und Schwellungen mit starker Druckempfindlichkeit. Die damit verbundenen Schmerzen treiben die Betroffenen in der Regel zum Venen-Facharzt, dem Phlebologen.
Während eine Thrombose im oberflächlichen Venensystem zwar schmerzhaft, aber nicht gefährlich ist, verursacht ein Blutgerinnsel in den tiefen Venen keine Schmerzen, kann aber lebensgefährlich sein. Im Gegensatz zu den oberflächlichen Venen, die eine Verstopfung durch Blutgerinnsel mühelos ausgleichen, kommt es bei einer Thrombose in den tiefen Beinvenen häufig zu Komplikationen: Ein vom Blutstrom mitgerissener Blutpfropfen kann eine Arterie verstopfen und so zu einer gefährlichen Lungenembolie führen. Tiefe Beinthrombosen zeigen sich oft nur durch eine Schwellung des Beins und treten besonders häufig nach längerer Bettlägerigkeit oder nach langem Sitzen (Auto- und Flugreisen) auf. Besonders gefährlich wird es für junge Frauen, die rauchen und zusätzlich mit der Pille verhüten.