Von Hitzewallungen und Schweissausbrüchen hat wohl jede schon mal etwas gehört. Aber dass einige Frauen in den Wechseljahren auch unter Übelkeit leiden, ist kaum bekannt. Dabei kommt das gar nicht mal selten vor. Gut zu wissen: Es gibt ein paar Hausmittel, die sehr gut dagegen helfen.
Autorin: Annette Willaredt, 02/20
Die Wechseljahre gehören zu den ganz normalen Veränderungen im Leben einer Frau. Irgendwann zwischen dem 40. und 55. Lebensjahr drosselt der Körper die Produktion von Östrogenen in den Eierstöcken. Der Zyklus wird dadurch erst unregelmässiger, die Blutungen können länger und schmerzhafter werden. Irgendwann fallen sie dann ganz aus. Auch der Spiegel von Progesteron nimmt in dieser Zeit allmählich ab. Letzteres Hormon bereitet während des Zyklus die Gebärmutterschleimhaut auf das Einnisten eines befruchteten Eis vor.
Die hormonellen Veränderungen bringen verschiedene körperliche Veränderungen mit sich. Das kann, muss aber nicht zu Beschwerden führen. Rund ein Drittel der Frauen merkt fast gar nichts. Ein Drittel hat mittelstarke und ein weiteres Drittel starke Beschwerden. Häufige Symptome sind Hitzewallungen, Schweissausbrüche, eine ungewollte Gewichtszunahme, Haarausfall und Schlafstörungen. Doch gar nicht wenige Frauen leiden auch unter Übelkeit.
Der Grund dafür liegt auf der Hand: Es sind die sinkenden Hormonspiegel. Vor allem dem sinkenden Progesteronwert schreiben Experten eine direkte Wirkung auf den ganzen Verdauungstrakt zu. Dadurch kommt es besonders am Morgen bei einigen Frauen zu Übelkeit. Das kann nur ein leicht flaues Gefühl sein, manchen Frauen ist aber auch richtig schlecht. Oft sind sie zusätzlich geruchsempfindlicher als früher. Auch Blähungen können auftreten. Erbrechen müssen die Betroffenen aber meist nicht – das ist anders als in einer Schwangerschaft.
Die hormonelle Veränderung wirkt sich ausserdem auf die Zusammensetzung der Gallenflüssigkeit aus. Fett kann jetzt nicht mehr so gut verdaut werden. Die Leber ist dadurch stärker belastet. Auch das fördert die morgendliche Übelkeit. Stress und Müdigkeit wirken als zusätzliche Verstärker. Zu diesen Beschwerden kommt es üblicherweise vor allem zu Beginn der Wechseljahre. Nach der Menopause, also der letzten Blutung, schwächen sie sich zunehmend ab und hören dann ganz auf.
An den hormonellen Veränderungen ist nichts zu ändern. Aber mit einer Umstellung der Ernährung lässt sich viel gegen die Übelkeit ausrichten. Um die Leber zu entlasten, ist es ratsam, weniger Fette zu verzehren. Vor allem tierische Fette aus Fleisch und Wurst sollten reduziert werden. Rohkost ist zwar gesund, aber sie belastet den Verdauungstrakt. Vor allem am Abend sollten betroffene Frauen darauf verzichten. Die Abendmahlzeit ist idealerweise leicht und wird nicht zu spät eingenommen. Hühnchen oder Fisch, gedünstetes Gemüse und Kartoffeln sind jetzt genau richtig. Stark Gewürztes ist ebenfalls nicht zu empfehlen. Speziell, um die Fettverdauung zu verbessern, kann man nach dem Abendessen noch ein kleines Glas Artischockensaft trinken. Kohlensäure reizt den Verdauungstrakt, weshalb man entsprechende Getränke besser meiden sollte. Das gilt ebenfalls für Koffeinhaltiges und Alkohol.
Weil Stress die morgendliche Übelkeit oft noch verstärkt, lohnt es sich, auch hier gegenzusteuern. Frauen sollten sich nach einem hektischen Tag gezielt eine Auszeit gönnen. Das kann ein entspannendes Bad sein, eine kleine Pause auf dem Sofa bei schöner Musik oder ein kurzer Spaziergang. Bewegung ist ohnehin ein hervorragender Ausgleich – und sorgt für eine Reduzierung der Stresshormone im Körper. Ebenfalls sehr empfehlenswert ist das Erlernen einer Entspannungstechnik wie Autogenes Training oder Meditation.
Ist die Übelkeit da, bringt ein Ingwertee Linderung. Dazu ein Stückchen Ingwer in der Größe des Daumennagels schälen, in zwei, drei Stücke schneiden, in einer Tasse mit 250 ml kochendem Wasser übergiessen und 10 Minuten ziehen lassen. Abseihen und schluckweise trinken. Auch Pfefferminz- und Kamillentee wirken wohltuend.
Vielen Frauen hilft es ausserdem, ganz langsam einen Zwieback oder ein Stück trockenes Brot zu kauen. Am besten tut man das noch im Bett vor dem Aufstehen. Der Magen wird so beruhigt. Kommt zu der Übelkeit noch Sodbrennen, hat sich das Knabbern von Mandeln bewährt.
Interessant ist auch der Akupressurpunkt, den man bei Übelkeit drücken kann. Er liegt an der Innenseite des Unterarmes etwa zwei Daumen breit unterhalb des Handgelenks Richtung Ellbogen. Üblicherweise ist an der Stelle eine kleine Kuhle zu fühlen. Nun mit der Kuppe des Zeigefingers 3 bis 4 Minuten auf die Stelle drücken. Sie ist meist etwas empfindlich. Richtig schmerzen soll es aber nicht, dann ist der Druck zu stark. Bei ausgeprägter Übelkeit und vor allem bei häufigem Erbrechen sollte aber immer die Hausärztin oder Gynäkologin aufgesucht werden. Sie kann klären, ob die Beschwerden vielleicht eine andere Ursache haben.
Viele Frauen mit starken Wechseljahresbeschwerden machen eine Hormonersatztherapie. Eine mögliche Nebenwirkung ist auch hier Übelkeit. Sie tritt besonders in den ersten Behandlungsmonaten häufig auf. Sind die Beschwerden stark, ist ein Besuch beim Frauenarzt ratsam. Eventuell muss die Dosis angepasst werden. Auch der Wechsel zu einem anderen Präparat kann nötig sein. Hilft das alles nicht, muss die Ersatztherapie unter Umständen auch ganz abgebrochen werden.
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