Der griechische Arzt Theophrast (3. Jh.v.Chr.) nannte die Pflanze ánemos (= «Wind») mit Bezug auf die zottig behaarten Früchtchen, die vom Winde weggetragen und verbreitet werden. In der Offizin wurde sie früher Herba venti genannt.
Der Gattungsname pulsatilla stammt vom lateinischen pulsare für «schlagen, stossen, läuten» nach der Glockenform der Blüten.
Der Ursprung der deutschen Bezeichnung Küchenschelle, Kuhschelle liegt im Dunkeln. Diskutiert wird das Diminutiv von Kuhschelle (vgl. Kuh, Kühchen) mit Bezug auf die Glockenform der Blüten oder die Entwicklung aus dem Wort «Gugel», womit im Mittelalter eine glockenähnliche Kopfbedeckung bezeichnet wurde.
Nach Tabernaemontanus sollen Umdeutungen eines alten, verdunkelten Namens vorliegen. Vielleicht geht dieser auf die Kelten zurück, die die Pflanze auch angewendet haben.
Hippokrates setzte die Küchenschelle als menstruationsauslösendes Mittel und zur Behandlung hysterischer Angstzustände ein. Pflanzen mit hängenden Blüten wurden von den alten Ärzten für besonders wirkungsvoll gehalten und nach der Signaturenlehre Patienten verordnet, die den Kopf hängen liessen (Depressionen, Melancholie).
Matthiolus empfahl sie gegen das Viertagefieber und die Pestilenz. Lonicerus schrieb 1564: «Der Safft in die Nase getreufft, reiniget das Hirn. Die Wurtzel gekäuet, zeucht die schleimige Feuchtigkeiten auss. Sie reiniget die faule stinckende Geschwär, und heilet das faule Fleisch.»
Später wurde die Kuhschelle als Mittel gegen Augenleiden wie grauen und schwarzen Star gerühmt, und im 18. Jahrhundert wurden mehrere Dissertationen zu diesem Thema verfasst.
Die Küchenschelle ist eine mehrjährige Pflanze mit einem kräftigen Wurzelstock, aus dem im Frühjahr die 20–40 cm hohen, dicht behaarten Blütenstängel wachsen. Sie tragen drei verwachsene, in schmale Zipfel zerschlissene, behaarte Hochblätter. Der Stängel trägt in der Regel nur eine Blüte mit sechs glockenförmig zusammenneigenden, violetten oder rötlichen Blütenblättern.
Sie sind aussen seidig behaart und an den Spitzen zurückgerollt. Zahlreiche gelbe Staubblätter zieren das Innere des Glöckchens. Aus den zahlreichen Fruchtknoten mit langen, fadenförmigen Griffeln entstehen längliche behaarte Nussfrüchtchen, die vom Wind weggetragen werden. Die grundständigen drei- bis vierfach gefiederten, weissen, zottig behaarten Laubblätter erscheinen erst nach der Blüte.
Die Blütezeit ist von April–Juni.
Die Küchenschelle ist von Mittel- und Osteuropa bis nach Sibirien beheimatet. Sie gedeiht auf trockenen, sonnigen Magerwiesen und Abhängen oder in lichten Kiefernwäldern mit sandigen oder kalkhaltigen Böden der Ebene und in Regionen bis 1'000 m ü. M. Auf gedüngten Böden verschwindet sie schlagartig. Alle Pulsatilla-Arten stehen unter Naturschutz.
A.Vogel verwendet die gemäss aktuellem HAB hergestellte homöopathische Dilution. Verwendet werden die ganzen frischen Pflanzen von Pulsatilla pratensis (L.) MILK. zur Blütezeit. Die Potenzierung wird durch Handverschüttelung unmittelbar nach der Urtinkturenherstellung durchgeführt, um dem Wirkstoffabbau zuvorzukommen.