Saatgut bildet die Basis für die Landwirtschaft, für unsere Nahrung und ist somit Grundlage unserer Existenz. Das wusste in puncto Heilpflanzen niemand besser als Naturheilpionier und Unternehmensgründer Alfred Vogel, besonders was Echinacea purpurea angeht, deren erste Samen ihm Anfang der 1950er-Jahre Oglala Lakota-Häuptling Ben Black Elk schenkte. «Ich habe die Echinacea im Engadin aufgezogen (auf über 1600 Meter Höhe) und langsam akklimatisiert. Allerdings musste ich ... 15 Jahre Geduld haben, bis sich die Echinacea-Pflanze der Oglala Lakota durch gute Pflege völlig dem Klimaunterschied angepasst hatte.»
Dem Saatgut gilt bei A.Vogel besonderes Augenmerk, z.B. bei Echinacea purpurea. «Von der jeweils letzten Ernte lässt man die Samen eines gewissen Teils der Pflanze ausreifen. Wir achten darauf, dass dabei von ausreichend vielen Pflanzen Samen geerntet wird», erklärt Vanathy Erambamoorty. Idealerweise sollten die Pflanzen über die Generationen genetisch ähnlich bleiben.
«Bei der Auswahl einer geeigneten Hypericum perforatum-Sorte wurde darauf geachtet, dass die Pflanze gewisse Eigenschaften aufweist, z.B. nicht abknickt bei hohem Wuchs, dass die Ernte reichhaltig ausfällt und der Gehalt an wertvollen Inhaltsstoffen unseren Anforderungen genügt.»
Echinacea purpurea
Samenfest und klimastark
A.Vogel arbeitet, wo immer möglich, mit samenfesten Sorten. So werden Pflanzen bezeichnet, von denen man keimfestes Saatgut ernten kann. Sät man dieses in folgenden Saison aus, erhält man Pflanzen, die die gleichen Eigenschaften ihrer Eltern aufweisen. Samenfeste Sorten können also Jahr für Jahr selbst weiter vermehrt werden. Auf diese Weise erhält man – aller Voraussicht nach – Pflanzen, die sich an das Klima ihres Standorts angepasst haben und gesunde, stabile Erträge liefern.
Die gesammelten Echinacea purpurea-Samen werden nachgetrocknet, gereinigt, in Säcke gefüllt, beschriftet und sicher gelagert – nicht gerade im „Svalbard Global Seed Vault", dem weltweiten Saatgut-Tresor in der Arktis auf Spitzbergen, aber doch ähnlich gut „gebunkert". Denn schliesslich ist das selbst gewonnene Saatgut das erste zentrale Glied in der umfassenden Wertschöpfungskette eines auf die Produktion von Heilmitteln spezialisierten Unternehmens.
In der Klimakammer vorgekeimt
Die Samen werden direkt in Erdpresstöpfen ausgesät und in einer Klimakammer vorgekeimt. Danach kommen die Kisten mit den keimenden und wachsenden Setzlingen in das geheizte Gewächshaus. Später werden sie in Bereiche mit tieferer Temperatur verlagert, um sie abzuhärten. Ende April bis Anfang Mai pflanzt man Setzlinge dann ins Freie auf die Felder.
Jedes Jahr werden von A.Vogel grosse Mengen der jungen Heilpflanzen angebaut. Bis zu 300 000 Setzlinge können direkt auf den Feldern in Roggwil TG und bei Vertragslandwirten in der Region ausgepflanzt und nach Biokriterien bis zur Blüte gehegt werden.
Neben Echinacea purpurea gewinnt A.Vogel u.a. auch von Johanniskraut (Hypericum perforatum) eigenes Saatgut. Samen bestimmter Sorten von Salbei (Salvia officinalis), Thymian (Thymus vulgaris), Hafer (Avena sativa) und Artischocke (Cynara scolymus) werden bei zertifizierten Anbietern gekauft.
Echinacea-Setzling wird ins Feld ausgepflanzt.
Kontrolliert-biologisch aufgezogen
State of the art ist bei A.Vogel der kontrolliert-biologische Anbau, wo immer das möglich ist. In jedem Fall auf den eigenen Feldern und auf denen der Vertragsbauern; Wildsammlung macht da naturgegeben eine Ausnahme. Biosaatgut wird von Pflanzen gewonnen, die bereits im kontrollierten Bioanbau gezogen worden sind – auf unbelasteten Böden, frei von Pestiziden und chemisch-synthetischen Düngern. «Wir verzichten natürlich auch auf den Einsatz chemisch synthetischer Beizmittel, mit denen das Saatgut im konventionellen Anbau gerne behandelt wird, um es keimfrei zu machen und so vor Krankheitserregern zu schützen», erklärt Anbau-Leiterin Vanathy Erambamoorty. Das chemisch-synthetische Beizen scheint bei oberflächlicher Betrachtung ein sinnvolles Anliegen zu sein, doch dabei werden die Samen mit schädlichen Wirkstoffen kontaminiert, welche man u.a. für das Bienensterben verantwortlich macht.
Heilpflanzenanbau – ein striktes Regelwerk
Die Qualitätsanforderungen an biologisch erzeugte Rohstoffe sind nicht zuletzt seitens der Regulierungsbehörden im Laufe der Jahre erheblich gestiegen. So sollten neben dem in den Arzneibüchern festgelegten Gehalt an Wirkstoffen die Arten- und Sortenechtheit und eine genaue Rückverfolgbarkeit des Ausgangsmaterials dokumentiert werden. Das gilt selbst für Pflanzen, die traditionell aus Wildsammlung stammen und in Kultur genommen werden.
Das Pflanzenmaterial von A.Vogel wird gemäss EU-Bioverordnung und nach GACP (Good agricultural and collection practices), die beide auch für die Schweiz verbindlich sind, produziert.