Wirkstoffgehalt je nach Wachstum
Der Wirkstoffgehalt einer Heilpflanze ist nicht in jedem Vegetationsstadium identisch. Minze, Thymian und Salbei z.B. erreichen ihr Optimum an Wirkstoffen zu Blühbeginn in ihren Blättern. Mit der Blüte ist eine Umstimmung der Stoffwechselvorgänge verbunden, die sich in einem Absinken des Wirkstoffgehalts zeigen kann.
Abgesehen vom jahreszeitlichen Rhythmus unterliegt der Stoffwechsel einer Pflanze auch einem tageszeitabhängigen, der sich nicht zuletzt auf den Gehalt an Inhaltsstoffen in der Pflanze auswirkt. Der Gehalt an ätherischen Ölen ist in den Blättern beispielsweise um die Mittagszeit am höchsten. Je nach sommerlicher Temperatur sind dann allerdings auch die höchsten Verdunstungsverluste wahrzunehmen, weshalb man idealerweise zwischen 10 und 11 Uhr erntet.
Blüten werden in der Regel gepflückt, sobald sie sich voll entfaltet haben. Die Ernte von Hypericum (Johanniskraut) z.B. sollte während der Vollblüte geschehen, da der Hypericingehalt nach der Abreife stark abfällt. Ein optimaler Hypericingehalt liegt bei einem Blütenhorizont von ca.15 cm vor.
Wurzeln erntet man bevorzugt noch vor Sonnenaufgang, denn dann beginnen die über Nacht in ihnen gelagerten Wirkstoffe wieder in die oberen Pflanzenteile zu strömen.
Volle Blüte, voller Gehalt
«Bei Echinacea purpurea wissen wir: Wenn die Pflanze voll blüht, hat sie einen guten Gehalt», bringt es Vanathy Erambamoorty, Leiterin Heilpflanzenanbau bei A.Vogel, auf den Punkt. «Die Ernte bei uns hier in Mitteleuropa erfolgt in der Regel Ende Juli, Anfang August. Es gibt immer mal wieder Stichproben», so Erambamoorty, einzig auf die Erfahrung verlasse man sich nicht. So wird mit modernen Analysegeräten das Inhaltsstoffmuster bestimmt, um den richtigen Zeitpunkt festzulegen.
Faktoren wie Wasser- und Nährstoffversorgung, Licht und Umgebungstemperaturen während des Wachstums sind ebenfalls mit zu berücksichtigen. Gedüngt wird üblicherweise während der Vegetationsruhe und zwar mit Kompost und hygienisiertem Biodünger. Machen sich während der Wachstumsphase Mangelerscheinungen bemerkbar, so erfolgt eine Düngung mittels hygienisierten, biologischen Dünger-Pellets, die gestreut werden. «Solch eine Düngung wird aber möglichst nicht erntenah durchgeführt», erklärt Vanathy Erambamoorty. Die Düngung wird sorgfältig dokumentiert.
Auch wenn das Pflanzenstadium das wichtigste Kriterium für den Erntezeitpunkt ist, kommt es doch auch auf die Kapazität in der Produktionsabteilung von A.Vogel an. «Das ist schon mal ein Spiel hin und her», gibt die Leiterin Anbau zu bedenken.
Beikraut unerwünscht
Nicht zu unterschätzen im Heilpflanzenanbau ist die unerwünschte «Begleitvegetation», landläufig: Unkraut. Begleitkräuter, die die Heilpflanzenbestände stören respektive ihre Qualität negativ beeinflussen können, müssen regelmässig maschinell oder in sorgsamer Handarbeit entfernt werden. Welche Massnahmen ergriffen wurden, um Beikräuter in der Erde zu vermeiden, wird jeweils im Ernteprotokoll festgehalten. Dieses enthält zudem vollständige Informationen zu botanischem Namen, Charge, Pflanzenteil, pflanzlichem Ursprung (Land, Region, Gebiet) und zu den Anbaumethoden.
Wichtig beim Ernten: Das Erntegut darf keinen Bodenkontakt haben, es darf keine Erde mit aufgesammelt werden. Die speziell konstruierten Maschinen, die bei der Echinacea-Ernte von A.Vogel zum Einsatz kommen, schneiden die Pflanzen jeweils 10 bis 20 Zentimeter über dem Boden ab.
Die Wurzeln von Echinacea purpurea werden übrigens erst im dritten Jahr und zudem separat im Herbst geerntet.