Der Zehnkämpfer Simon Ehammer trainiert im Sportleistungszentrum Appenzellerland in Teufen für seine grossen Ziele. Im Interview mit den «Gesundheits-Nachrichten» verrät er, in welcher Disziplin er anderen den Vortritt lässt und wie er mit Niederlagen umgeht.
«Gesundheits-Nachrichten»(GN): Du hältst den Schweizer Rekord im Zehnkampf, im Weitsprung (8.45 m) und hast WM-Bronze (Weitsprung) und EM-Silber (Zehnkampf) gewonnen. In welcher aussersportlichen Disziplin lässt du lieber anderen den Vortritt?
Simon Ehammer (S.E.): Beim Aufräumen. Meine Verlobte Tatjana hilft mir, mehr Ordnung zu halten. Und ich hole sie auf den Boden, wenn sie sich aufregt.
GN: Zehnkampf ist eine körperlich herausfordernde Sportart. Bist du ständig in Bewegung?
S.E.: Ich bin ein Bewegungsmensch. Im letzten Herbst nach der Saison leistete ich mir zusammen mit meiner Verlobten elf Tage Ferien auf einer einsamen Insel. Nach acht Tagen war fertig Ferien, da habe ich mich wieder bewegt.
GN: Du wurdest kürzlich mit dem Fair-Play-Preis des deutschen Sports ausgezeichnet. Dabei sind du und der Deutsche Niklas Kaul einfach nur respektvoll miteinander umgegangen. Ticken Zehnkämpfer anders als andere Sportler?
S.E.: Der Zehnkampf ist sicherlich eine spezielle Disziplin. Die Szene ist sehr familiär. Den Zehnkampf zeichnet aus, dass die Athleten füreinander da sind – in guten wie in schlechten Situationen. Das beste Beispiel war an der EM in München nach meinen drei missglückten Diskuswürfen. Da war ich enorm enttäuscht, vergoss einige Tränen. Zwei routiniertere Athleten kamen zu mir, trösteten mich und bauten mich wieder auf. Sie übernahmen in diesem Moment so etwas wie eine Vaterrolle. In zwei Tagen Wettkampf und 10 Disziplinen kommt man sich näher, und man steht die Höhen und Tiefen nur durch, wenn man sich gegenseitig Respekt entgegenbringt.
GN: Du giltst als ehrgeizig und zielstrebig und denkst in grossen Kategorien. Du möchtest nächstes Jahr bei den Olympischen Spielen in Paris auf dem Podest stehen. Woraus schöpfst du dein Selbstvertrauen?
S.E.: Ich setze mir ganz bewusst hohe Ziele. Aber ich formuliere keine unerreichbaren Ziele. Vielleicht sind einige dieser Ziele derzeit noch Träume. Aber sie müssen nicht Träume bleiben. Man muss im Sport an dem Tag abliefern, an dem es zählt. In meinen Augen verkörpert und strahlt man letztlich das aus, was man denkt und auch ausspricht. Es nützt umgekehrt nichts, wenn du etwas ankündigst, aber nicht daran glaubst.
GN: Du möchtest vor allem auch Jüngere für den Sport bzw. den Zehnkampf begeistern. Wie engagierst du dich in diesem Bereich?
S.E.: In meiner Trainingsgruppe im Sportleistungszentrum Appenzellerland arbeite ich mit mehreren jungen Talenten. Mit Andrin Huber und Cédric Deillon trainieren zwei der hoffnungsvollsten jungen Schweizer Zehnkämpfer hier, die sich bei jedem Training mit mir messen.
GN: Dieses Jahr bist du in deiner Paradedisziplin, dem Weitsprung, dreimal übergetreten. Eine neue Erfahrung für dich?
S.E.: Ich wollte an der EM in Istanbul um Gold kämpfen. Entsprechend bin ich auch beim dritten Versuch volles Risiko eingegangen. Ich denke, ich kann aus diesen Erfahrungen lernen, um letztlich dann zu liefern, wenn es zählt.
GN: Wie gehst du mit Niederlagen um?
S.E.: Ich bin sehr ehrgeizig. Entsprechend ärgere ich mich sehr über Niederlagen. Aber mit zunehmendem Alter habe ich gelernt, mit Niederlagen umzugehen. Gerade im Zehnkampf ist es wichtig, dass man nach einer ungenügenden Leistung in einer bestimmten Disziplin dies im Kopf rasch abhaken kann, um sich auf die nächste Disziplin zu konzentrieren.
GN: Was würdest du am Zehnkampf ändern, wenn du könntest?
S.E.: Der Zehnkampf hat eine lange Tradition und die Zehnkämpfer gelten als Könige der Leichtathletik. Entsprechend gilt es, diese Traditionen auch zu bewahren. Derzeit wäre ich natürlich froh, wenn die Wurfdisziplinen punktemässig weniger stark gewichtet würden (lacht). Aber ich arbeite an meiner Konstanz.
GN: Welche Sportart würdest du betreiben, wenn du nicht Zehnkämpfer geworden wärst?
S.E.: Ich habe als Kind mit Fussball begonnen und besuche auch heute noch gerne die Spiele des FC St. Gallen. Aber die Leichtathletik und der Mehrkampf kommen mir als polysportivem Mensch mehr entgegen.
GN: Hast Du Tipps, wie man seine Gelenke möglichst lange fit hält?
S.E.: Im Zehnkampf werden die Gelenke wie der gesamte Körper natürlich stark belastet. Entsprechend ist es wichtig, dass man sich vor dem Sport gut aufwärmt. Ich mache gezielte Übungen, um meine Beweglichkeit zu erhalten. Und zusätzlich kann man auch noch gewisse Nahrungsergänzungsmittel wie Glucosamin einnehmen, um die Gelenke möglichst lange fit zu halten.
GN: Du giltst als wenig verletzungsanfällig. Wie machst Du dies?
S.E.: Gezielte Erholung ist beim Zehnkampf sehr wichtig. Aufgrund der hohen körperlichen Belastung kann man vielleicht drei Zehnkämpfe jährlich auf Wettkampfniveau machen. Gemeinsam mit meinem Trainerteam von Appenzellerland Sport achten wir daher stark auf Regenerationsphasen und planen diese auch ganz gezielt ein, damit kann man die Verletzungsanfälligkeit reduzieren.
GN: Und wenn du dich doch mal verletzt: Was hilft dir, wieder fit zu werden?
S.E.: Dies muss man im Einzelfall anschauen. Mit den Hirslanden Kliniken und der Orthopädie St. Gallen habe ich verlässliche medizinische Partner auf Topniveau, die mich im Verletzungsfall optimal unterstützen. Natürlich ist der ganze Rehabilitationsbereich mit Physiotherapie und Massagen sehr wichtig in meiner Sportart.
GN: Du hast mal gesagt, dass du schon mal einen Cervelat zwischen den Wettkämpfen isst und dein Lieblingsgericht ist Kaiserschmarrn. Kannst du neben dem Leistungssport auch entspannen und geniessen?
S.E.: Lieber eine St. Galler Bratwurst als ein Cervelat (lacht). Nein, im Ernst: Am besten entspanne ich mich in der Natur, beispielsweise im Säntis-Gebiet. Hier im Appenzellerland gibt es so viele wundervolle Orte in der Natur. Da kann ich am besten abschalten.
GN: Alfred Vogel zog 1937 nach Teufen, seitdem ist die Firma A.Vogel AG eng mit Teufen verbunden. Du hast in der Sportschule Appenzellerland in Teufen deine ersten Schritte in den Profisport gemacht und trainierst noch immer dort. Welche Bedeutung hat Teufen heute für dich?
S.E.: Teufen und das Sportleistungszentrum Appenzellerland sind mein Trainingsstützpunkt. Zum einen trainiere ich da in der Leichtathletik-Arena des TV Teufen sowie im Kraftraum von Appenzellerland Sport. Ich verbringe seit meinem Eintritt in die Sportschule Appenzellerland viel Zeit in Teufen, immer mit dem Blick auf den Säntis.
GN: Kanntest du A.Vogel schon als Kind?
S.E.: Ich habe in der Tat eine langjährige Beziehung zu A. Vogel. Bereits bei meiner Grossmutter gab es damals die Bonbons von A. Vogel und auch sonst liegen mir natürliche Präparate sehr am Herzen. Ich versuche, mich möglichst gesund zu ernähren und setze darüber hinaus auf natürliche Heilmittel.